Spätestens wenn du damit beginnst Kleidungsstücke aus elastischen Materialien wie Jersey oder French Terry zu nähen, wirst du dich mit der s.g. Zwillingsnadel anfreunden möchten. Mit dieser “Doppelnadel” für die ganz normale Nähmaschine, gelingt dir nämlich eine doppelte Naht, wie du sie wahrscheinlich von industriell hergestellter Kleidung kennst.
Zu Beginn waren die Zwillingsnadel und ich echte Feinde. Das Garn verknotete sich ständig und schon nach kurzer Strecke brach die Zwillingsnadel ab. Wie so oft saß das Problem natürlich vor der Nähmaschine und mittlerweile sind die Zwillingsnadel und ich gute Freunde geworden.
Hier möchte ich dir gerne meine Tipps mit auf den Weg geben, wie du die Zwillingsnadel mit deiner Nähmaschine richtig nutzt.
Was ist eine Zwillingsnadel?
Zunächst ein kleiner Exkurs. Was ist eine Zwillingsnadel überhaupt?
Eine Zwillingsnadel ist eine Nähmaschinennadel, die einen Kolben aber zwei getrennte Nadelspitzen hat. In jedes Nadelöhr der Spitzen wird ein eigener Faden eingefädelt, wodurch zwei perfekt parallel verlaufende Nähte entstehen. Auf der Rückseite verläuft der Unterfaden im Zickzack, wodurch die Naht elastisch wird.
Um den Look einer s.g. Coverstich – Naht mit einer Haushaltsnähmaschine, zum Beispiel der Veritas Florence, zu erreichen, ist die Zwillingsnadel aber eigentlich gar nicht erfunden worden. Die Zwillingsnadel war eigentlich dazu gedacht um Biesen zu nähen. Das ist aber ein anderes Thema.
Tipp 1: Zwillingsnadel Arten – die richtige Zwillingsnadel für dein Projekt
Bevor du zu nähen beginnen kannst, möchte ich dir kurz die verschiedenen Arten von Zwillingsnadeln vorstellen. Zunächst einmal zu Nadelsystem. Das unterscheidet sich nicht von deinen normalen Nähmaschinennadeln. Solang du keine Industriemaschine oder sehr alte Haushaltsnähmaschine nutzt, wirst du auch bei Zwillingsnadeln das weit verbreitete Nadelsystem 130/705 H, die Flachkolbennadel nutzen. Diese Angabe findest du in der Regel auch auf der Verpackung der Zwillingsnadeln.
Genau wie den normalen Nähmaschinennadeln spielt auch bei der Zwillingsnadel das Material, das du vernähen möchtest eine wichtige Rolle. Möchtest Wirkware, wie zum Beispiel Jersey vernähen, solltest du stets darauf achten eine (Super) Stretch oder Jersey Zwillingsnadel zu nutzen. Diese Nadeln haben eine Kugelspitze, wodurch du Löcher in elastischen Materialien vermeidest.
Falls das Thema für dich vollkommen neu ist, kann ich dir das Nadel ABC von Schmetz empfehlen. Denn auch abseits der Zwillingsnadel solltest du immer die passende Nadel verwenden. So lassen sich zum Beispiel auch Fehlstiche vermeiden.
Selbstverständlich gibt es Zwillingsnadeln auch in verschiedenen Dicken. Welche hierbei für die die passende ist, hängt ebenfalls von deinem Material ab. Je dicker das Material, desto Dicker sollte die Nadel sein. Für einfache Jerseys und Sweats nutze ich in der Regel 75er Nadeln. Auch bei dieser Frage hilft ein Blick in das Schmetz Nadel ABC.
Zu guter letzt kommen wir zum Abstand der zwei Nadeln. Dieser bestimmt, wie weit deine beiden Nähte auseinander liegen. Auf der Verpackung der Zwillingsnadel findest du diese Angabe meist direkt von der Nadelstärke. In meinem Fall steht hier zum Beispiel “2,5/75”. Das bedeutet, dass diese Zwillingsnadel einen Nadelabstand von 2,5 mm hat. Die meisten Zwillingsnadeln gibt es in den Nadelabständen 2,5mm, 3mm und 4mm.
Zu guter letzt kommen wir zum Abstand der zwei Nadeln. Dieser bestimmt, wie weit deine beiden Nähte auseinander liegen. Auf der Verpackung der Zwillingsnadel findest du diese Angabe meist direkt von der Nadelstärke. In meinem Fall steht hier zum Beispiel “2,5/75”. Das bedeutet, dass diese Zwillingsnadel einen Nadelabstand von 2,5 mm hat. Die meisten Zwillingsnadeln gibt es in den Nadelabständen 2,5mm, 3mm und 4mm.
Tipp 2: Nutze gutes Garn
Genau wie bei einer Druckknopfzange spielt auch bei der Zwillingsnadel das Material eine große Rolle. Bei einer Zwillingsnadel verlaufen zwei Garne direkt nebeneinander durch die Maschine. Es entsteht also zwangsläufig Reibung. Deshalb ist es bei der Nutzung von Doppelnadeln besonders wichtig auf gutes Garn zu setzen. Minderwertiges Garn hat oft keine besonders glatte Oberfläche, was bei Reibung zu Knötchenbildung führen kann. Kommen beide Garne verknotet bei deiner Zwillingsnadel an, ist die Chance sehr groß, dass die Nadel bricht.
Ich kann dir hier zum Beispiel sehr die Garne von Gütermann empfehlen. Der beliebte “Allesnäher” von Gütermann ist hier immer eine gute Wahl und gibt es in unzähligen verschiedenen Farben.
- PRODUKTINFORMATION: praktisches Set aus den meistgebrauchten Basic-Farben für einen Vorrat
- ein idealer Faden für alle Maschinen- und Handnäharbeiten | für Schließ- und Steppnähte | Overlocknähte | Knopflöcher | Zier- und Dekorative Nähte
- BESCHAFFENHEIT: elastisch | reißfest | koch- und bügelfest | chemisch reinigungsbeständig
- 20 verschiedene Farben | 100% Polyester | 100 m Lauflänge
Tipp 3: Fast jede Maschine hat einen zweiten Garnrollenhalter
Um eine Zwillingsnadel nutzen zu können, benötigst du einen zweiten Garnrollenhalter. So gut wie jede Haushaltsnähmaschine ist, mehr oder weniger versteckt, mit einem zweiten Garnrollenhalter ausgestattet. Solltest du nicht genau wissen wo er sich an deiner Maschine versteckt, werfe einmal einen Blick in deine Bedienungsanleitung.
Tipp 4: Spule als Garnrollenersatz nutzen
Zweiter Garnrollenhalter bedeutet auch, das man eine zweite Garnrolle benötigt, oder? Nicht unbedingt.
Gerade bei Farben die ich super selten brauche schaffe ich mir in der Regel keine zwei Rollen an sondern behelfe mir mit einem kleinen Trick. Ich nutze einfach eine Unterfadenspule, auf die ich etwas von meinem Obergarn spule. Diese setze ich dann einfach auf den zweiten Garnrollenhalter. Schon benötigst du keine zwei Garnrollen mehr.
Tipp 5: Das richtige einfädeln
Nachdem die “Hardware” jetzt erledigt ist, geht es ans einfädeln. Bevor ich mit dem Einfädeln beginne achte ich darauf, dass sich meine zwei Garnrollen (bzw. Spule und Garnrolle) in unterschiedliche Richtungen abwickeln. Gerade wenn deine Garnrollen recht nah aneinander stehen verhinderst du so, dass sich schon direkt zu beginn ein Fadenwust bildet.
Dann schaue ich mir den Fadenweg des zweiten Garnrollenhalters an. Bei meiner Juki Nähmaschine muss der Faden bevor er den normalen Weg geht, zum Beispiel noch in einem kleinen Häkchen eingehakt werden. Infos darüber findest du in der Regel auch in der Bedienungsanleitung deiner Maschine.
Nachdem das erledigt ist schnappe ich mir beide Fäden und führe diese auf dem gewohnten Weg durch die Nähmaschine. Bis zu Nadelsteg. An dieser Stelle führe ich nicht beide Fäden unter den kleinen Haken, sondern nur einen. Für welchen du dich entscheidest ist egal. Sollte das Garn doch nicht ganz so hochwertig sein, kann der ein oder andere Knoten durch die Starke Reibung an dieser Stelle noch verhindert werden.
Jetzt können die beiden Fäden ganz normal in jeweils ein Öhr eingefädelt werden. Auch hier spielt die Reihenfolge keine Rolle. Ziehe die Fäden jetzt noch vorsichtig durch und führe Sie unter dem Nähfuß nach hinten. Das war’s schon!
Tipp 6: Die richtige Fadenspannung
Damit eine Zwillingsnaht elastisch ist, muss der Unterfaden wie ein Zick – Zack Stich aussehen. Bei den meisten Nähmaschinen muss dazu die Oberfadenspannung angepasst werden. Konkret sollte die erhöht werden, denn dadurch wird der Unterfaden stärker zu den jeweiligen Nähten gezogen und es entsteht der gewünschte Zick – Zack.
Naht 1: Zu geringe Fadenspannung. Beide Obergarne deutlich auf der Unterseite zu sehen.
Naht 2: Obergarne immer noch, teilweise deutlich zu sehen.
Naht 3: Korrekte Einstellung. Obergarn nur noch selten zu sehen.
Wie hoch du die Oberfadenspannung genau einstellen sollst lässt sich pauschal nicht sagen. Das ist von Maschine zu Maschine unterschiedlich. Mache mit den verschiedenen Einstellungen einfach ein paar Testnähte bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.
Wichtig: Bevor du los nähst achte unbedingt darauf, dass deine Nadel in der mittleren Position ist und du den Gradstich ausgewählt hast.
Tipp 7: Nähe langsam
Die Zwillingsnadel ist keine Nadel, mit der du unter Volldampf nähen solltest. Ich empfehle dir immer langsam zu nähen und deine Nadeln im Blick zu behalten. Sollte sich eine Nadel biegen, stoppe und prüfe woran das liegt. Meist hat sich am Faden ein kleines Knötchen gebildet oder er hat sich irgendwo verheddert.
Näht du einfach weiter, wird die Nadel mit hoher Wahrscheinlichkeit auf deine Stichplatte schlagen und abbrechen.
Tipp 8: Kaufe Qualitätsnadeln
Zwillingsnadeln sind nicht ganz günstig. In der Regel musst du mit 3 – 6€ pro Nadel rechnen. Deshalb wird es dich vielleicht freuen, wenn du bei Amazon ein großes Zwillingsnadelsortiment entdeckst, wo die Nadel nur 1€ kostet. Von solchen Angeboten rate ich dir dringend ab. Oftmals sind die Nadeln von keiner guten Qualität, sodass sie deutlich schneller abbrechen und oft zu Fehlstichen führen.
Ich persönlich nutze ausschließlich Nadeln der Marken Schmetz und Organ. Auf diese Marke greife ich auch bei Zwillingsnadeln zurück.
- Inhalt: 3 Zwillings-Universal-Nadeln für Nähmaschinen der Marke SCHMETZ mit Flachkolben und der Nadeldicke 70 mit Nadelabstand 1,6mm, Nadeldicke 80 mit Nadelabstand 2,0mm, Nadeldicke 90 mit Nadelabstand 3,0mm | System 130/705 H ZWI NE | Lieferung in einer Aufbewahrungsbox für Nähmaschinennadeln
- Besonderheit: Zwei Universal-Nadeln, die über einen Steg mit einem Flachkolben verbunden sind | Für gleichzeitiges Nähen von zwei parallelen Nähten
- Geeignet für folgende Stoffe/Materialien: Für eine Vielzahl von Stoffen
- Einsetzbar auf allen gängigen Haushaltsnähmaschinen mit Zickzack-Funktion (z.B. von Bernina, Pfaff, Elna, Brother, Juki, Janome, Singer, W6 etc.)
- Benötigt Zickzack-Stichplatte und Zickzack-Nähfuß (Standardzubehör) | Jede Nadel erfordert eine separate Garnrolle.
Tipp 9: Teste auch Zierstiche
Bei den meisten Nähmaschinen kannst du die Zwillingsnadel auch für Zierstiche nutzen. Hier gilt es aber besondere Vorsicht walten zu lassen in bezug auf den schon erwähnten “Durchlass” des Nähfüßchens. Bevor du Gas gibst, teste lieber einmal am Handrad ob der ausgewählte Stich passt.
Für Zierstiche empfehle ich eine Zwillingsnadel mit kleinem Nadelabstand. Zum Beispiel 2,5mm.
FAQ: Häufige Fragen zu Zwillingsnadel
Zwillingsnadeln gibt es genau wie normale Nähmaschinennadeln auch, in verschiedenen Nadelsystemen. Beim Kauf solltest du darauf achten, dass das Nadelsystem zu deiner Nähmaschine passt. Die meisten Zwillingsnadeln sind vom Nadelsystem 130/705 H. Die passen in die meisten Haushaltsnähmaschinen.
Mit ist keine Haushaltsnähmaschine bekannt, die mit einer Zwillingsnadel nicht arbeiten kann. Es sei denn du hast eine Maschine die mit einer Gradstichplatte arbeitet. Wo also nur der einfache Gradstich funktioniert (kein Zick – Zack). Hier ist das Eintauchloch in der Stichplatte wirklich nur für eine Nadel in mittlerer Position ausgelegt.
Grundsätzlich hilft ein Blick in die Bedienugsanleitung. Hier findest du in der Regel Hinweise zur Benutzung einer Zwillingsnadel. Oftmals ist eine Zwillingsnadel im Lieferumfang einer Haushaltsnähmaschine übrigens auch schon dabei.
Das kann verschiedene Gründe haben. Hast du meine Tipps beachtet, sollte es aber eigentlich nicht passieren. Oft bricht eine Zwillingsnadel, wenn sich aus irgendeinem Grund auf deinen Nähfuß oder die Stichplatte deiner Nähmaschine aufschlägt. Es kann aber auch sein, dass deine Zwillingsnadel von minderwertiger Qualität ist und deshalb sehr schnell bricht.
Achte auch unbedingt darauf, dass die Nadel zu deinem Material passt. Möchtest du zum Beispiel eine Jeans solltest du unbedingt eine stärkere Zwillingsnadel, etwa mit 100NM nutzen. Eine 75er Nadel wird hier sehr wahrscheinlich abbrechen.
Genau wie eine normale Naht sollte auch die Zwillingsnadel am Anfang und Ende verriegelt werden (zum Beispiel indem du zunächst einige Stiche vorwärts, dann wieder rückwarts und wieder vorwärts nähst).
Löst sich die Naht mitten in der Naht kann es sein, dass diese zum Beispiel beim Anziehen eines Kleidungsstückes gerissen ist. Das kann damit zusammenhängen, dass die Fadenspannung beim nähen nicht gestimmt hat und damit das typische Zick – Zack Muster auf der Rückseite nicht korrekt entstanden ist. Die Naht ist so weniger elastisch wodurch sie schneller reißt.
Nein. Ein zweiter Garnrollenhalter ist notwendig. Nur so können zwei Garnrollen richtig abgewickelt werden. Sollte es bei deiner Maschine aber keinen zweiten Garnrollenhalter geben, gibt es Alternativen. Zum Beispiel gibt es Universal – Garnrollenhalter, den du einfach auf die Spulvorrichtung deiner Nähmaschine aufstecken kannst.
Letzte Aktualisierung am 9.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API